Medienjournal - Blog, Dezember 2011



Rezension:

Autor Daniel Mosmann präsentiert und vereint in seiner Kurzgeschichtensammlung Von Kastanien und Knochen – deren Abschluss die namensgebende Geschichte bildet – ein wahres Panoptikum mehr oder minder schauerlicher Gruselgeschichten. Diese sind zuvorderst geprägt durch ihre inszenatorische Vielfalt, erwarten den Leser schließlich nicht nur klassisch auktoriale Erzählungen, sondern auch schriftliche Memoiren, Tagebucheinträge und andere Schilderungen aus der Ich-Perspektive.

Die Stilrichtung und Ausprägung des Horrors variiert dabei enorm, so dass sich teils ganz simple Erklärungen ergeben, teils aber auch das Übernatürliche seine Finger im Spiel hat. Doch auch menschliche Abgründe tun sich in Von Kastanien und Knochen auf. Nennt der Autor selbst Edgar Allan Poe oder auch H. P. Lovecraft als Vorbilder und Inspiration, hätte es dieses Hinweises tatsächlich nicht bedurft, so klassisch, morbide und düster präsentieren sich die Geschichten samt und sonders.
Dabei beleidigt er die Intelligenz des Lesers nicht mit platten und allzu einfach gestrickten Aussagen, sondern begeistert stattdessen mit kunstvoll arrangierten und verschachtelten Satzkonstruktionen, die trotz ihrer Länge und der zugrundeliegenden Thematik auffallend leichtfüßig daherkommen. Neben diesen formalen Aspekten konnte ich mich aber auch für die Art erwärmen, wie Mosmann es schafft, auf nur wenigen Seiten oder in einigen Sätzen klar definierte Charaktere zu skizzieren, deren Freud und Leid einen zu berühren vermögen.

Einziger Kritikpunkt an Von Kastanien und Knochen ist, dass die Geschichten teils derart klassisch sind, dass sie einem fast bekannt vorkommen. Worauf ich hinausmöchte ist, dass manch gewollter Twist zum Ende der Geschichte beinahe wirkungslos verpufft, weil der Leser bis dahin seine Rückschlüsse gezogen haben wird und letztlich bereits weiß, was ihn erwartet. Doch wie so oft und bei vielem anderen ist hier der Weg das Ziel und sprachlich wie auch formal sind Daniel Mosmanns Geschichten über jeden Zweifel erhaben, so dass ich jedem, der sich gerade in der dunklen Jahreszeit ein paar wohlige Schauer über den Rücken jagen lassen will, die Geschichtensammlung Von Kastanien und Knochen nur wärmstens ans Herz legen kann.


Fazit & Wertung:
Daniel Mosmanns Geschichten aus Von Kastanien und Knochen bedienen sich zwar klassischer Horrormotive, adaptieren diese aber derart gekonnt, dass sie ein eigenständiges und überzeugendes Werk fernab des Retorten-Horrors der heutigen Zeit bilden.

8 von 10 schaurig-schönen Begegnungen in der Welt der Schatten

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