Auszug aus der Geschichte: Wie der Staub im Wind


Noch immer stand die Sonne, nun mehr orangefarben geworden, knapp über den Wäldern, berührte sie schon fast, und der gleißende Ball hinterlegte die Berge mit einem glühenden Abendrot. Bald würde sie verschwunden sein. Noch immer war nicht eine Wolke am Himmel zu sehen und in diesem letzten Abendlicht glänzte das Tal als eine wunderschöne Heimat. Das Gras konnte sich in aller Ruhe erholen, von dem wilden Sturm vor einigen Tagen. Die schwarzen, hochgewachsenen Bäume, die an die rotglänzenden Felder angrenzten, reckten sich in der frischen Luft nach dem Licht, und an ihrer Stille erkannte man, dass sie ihren verlorenen Gliedmaßen nicht mehr nachtrauerten; es würden neue wachsen. Die Mineralien auf dem Schotterweg reflektierten das rote Licht und tausende winzige Glanzpunkte bildeten eine Milchstraße zwischen dem wilden Gras. Weit vorne tummelten sich einige Hasen am Rande des Weges. Täuschte man sich, wenn man dachte, dass sie untereinander tuschelten? Am oberen Ende des Weges lag ein kleines Haus. Es wirkte alt, vielleicht etwas einsam, aber vielleicht genoss es auch diese Einsamkeit, diese Stille. Vielleicht blickte es gerne auf turbulente Zeiten zurück, würde sie aber nie wieder, um nichts in der Welt, gegen diese Ruhe eintauschen, in der es nun täglich schwelgen und altern konnte. Auf einer Wand, neben der Eingangstüre, standen einige Zeilen geschrieben: Freude dem, der kommt - Friede dem, der hier verweilt - Segen dem, der weitergeht. Worte, einst für Wanderer geschrieben, um sie einzuladen, zu einem heißen Kaffee oder zu einer deftigen Brotzeit. Die Wanderer kamen nicht mehr. Unter dem Text, auf einer Bank, gezimmert aus alten Holzdielen, saßen zwei Kannibalen ...



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