Auszug aus: "Der Narrenbrunnen"

Da schlug die Glocke in dem mächtigen Kirchturm fünf Uhr nachmittags, und das Grauen, das bislang nur subtil und ganz allmählich von meinem Geist Besitz ergriffen hatte, sollte sich sogleich ins Unermessliche steigern, denn wenige Sekunden nachdem der fünfte Glockenschlag unter dem bösartigen Himmel verklungen war, öffneten sich die großen Flügeltüren der steinernen Kirche und heraus traten die Bürger von »Maria Freud«. Der Schrecken, den ich in der folgenden Minute erfuhr, ist schwerlich in Worten wiederzugeben, da ich mich nicht in der Lage sehe, all die fürchterlichen leiblichen Gebrechen der Menschen, die aus der Kirche traten, zu beschreiben. Ein stiller Zug von wahrscheinlich mehr als zweihundert Menschen quoll nach und nach aus der Kirche heraus. Eine Menschenmenge, gezeichnet von entstellten Gesichtern, fehlenden Gliedmaßen und narbenübersäter Haut, sammelte sich auf dem Vorplatz der Kirche; eine Menschentraube des Absurden und Grotesken; eine Masse an fehlenden Augen und Ohren, zerrissenen Gesichtern, buckligen Körpern und Stümpfen von abgetrennten Armen oder Beinen - niemals zuvor und gottlob niemals danach blickte ich auf ein derartig erschreckendes Übermaß an Krankheit.


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